Interview mit André Schwietert, Vorsitzender der CDU Steinfurt
Herr Schwietert, Sie sind jetzt seit vier Monaten Vorsitzender der CDU Steinfurt. Was hat Sie in dieser Zeit am meisten überrascht?
André Schwietert: Das positive Feedback stellte die größte Überraschung dar. Anfangs war ein wenig Zurückhaltung, auch Verwunderung spürbar. Ich wurde gefragt, warum ich diese anspruchsvolle und anstrengende Aufgabe übernommen habe. Aber alle Äußerungen waren von Vertrauen und Zutrauen geprägt. „Mach das“, hörte ich immer wieder, „du bist der Richtige an dieser Stelle.“
Hat Sie in dieser Zeit etwas irritiert?
André Schwietert: Eigentlich hat mich nichts wirklich irritiert, verwundert hat mich, dass einzelne Bekannte es anfangs vermieden, mich auf meine neue politische Rolle anzusprechen. Das hat sich jedoch längst gelegt.
Sie haben den Ruf, aufmerksamer Beobachter und geduldiger Zuhörer zu sein. Welche Themen brennen nach Ihrer Wahrnehmung den Menschen in Steinfurt am meisten auf den Nägeln?
André Schwietert: In der momentanen Krisensituation kommen zahlreiche soziale Verpflichtungen auf uns zu. Politik vor Ort muss so gestaltet werden, dass es nicht zu Spaltungen oder Ausgrenzungen kommt.
Sie haben Partizipation von Anfang an in Ihre Agenda geschrieben. Was haben Sie in dieser Hinsicht bisher erreicht?
André Schwietert: Ich gehe proaktiv auf Menschen zu, höre genau zu, frage nach und rede mit ihnen. Ich biete keine vorgefertigte Meinung an, zeige Offenheit. Es gibt jedoch Grundeinstellungen, von denen ich nicht abweiche. Dazu zählt vor allem Toleranz. Für Partizipation müssen Formate geschaffen werden, in die sich jeder einbringen kann. Da sind wir in unserer Partei auf einem guten Weg. Im November haben wir eine Zukunftswerkstatt durchgeführt, die zukunftsweisende Ergebnisse erarbeitet hat. Politische Stammtische werden demnächst ins Leben gerufen. Die Tradition der Sommerradtouren wird auch in 2023 fortgesetzt werden. Exkursionen werden uns zu überregional aktiven Politikerinnen und Politikern führen. Weitere Ideen sind noch nicht spruchreif, werden aber demnächst der interessierten Öffentlichkeit bekannt gemacht.
Sie sind ein Familienmensch, sind verheiratet und Vater von zwei Kindern im Vorschulalter. Was sagt die Familie zu dem hohen Zeitaufwand, den Sie jetzt für die CDU investieren?
André Schwietert: Ich plane meine Verpflichtungen für die Politik und den Beruf so, dass genügend Zeit für die Familie bleibt. Natürlich, Kinder im Vorschulalter brauchen Mutter und Vater im besonderen Maße. Meine Frau bejaht mein politisches Engagement, zeigt viel Verständnis. Gelegentlich signalisiert sie mir allerdings schon, dass in arbeitsintensiven Phasen zu wenig Zeit für die Familie bleibt. Da muss ich dann umdisponieren. Ich bin ja kein Berufspolitiker, leiste mein Engagement im Ehrenamt.
Nachhaltigkeit ist das zentrale Thema unserer Tage. Was kann man für Nachhaltigkeit in Steinfurt tun?
André Schwietert: Nachhaltigkeit hat auch für unsere Stadt hohe politische Priorität. Wir müssen uns jedoch davor hüten, uns von ideologischen Einseitigkeiten leiten zu lassen. Keine Verbieteritis! Was in den Ballungsräumen Deutschlands vielleicht machbar ist, funktioniert nicht unbedingt auch in Steinfurt. Wir müssen seitens der Politik Voraussetzungen schaffen, welche von den Menschen vor Ort unterstützt werden. Um nur Beispiele zu nennen. Die Überarbeitung der Gestaltungssatzung für die Burgsteinfurter Altstadt erscheint kompliziert und aufwändig. Die Umsetzung kann nur dann erfolgreich sein, wenn wir den Anwohnern eine klare Linie geben und damit rechtssichere Möglichkeiten schaffen, dass Anwohner zum Beispiel eine PV-Anlage auf ihren Dächern installieren können. Ein weiteres herausforderndes Beispiel ist der Plan, Flüchtlinge am Ascheweg zeitlich begrenzt in menschenwürdiger Weise unterzubringen. Wir müssen mit den Anwohnern qualifiziert kommunizieren. Gleichzeitig dürfen wir nicht das Verständnis für die Menschen verlieren, die aus lebensbedrohlichen Situationen zu uns kommen. Auch hier geht es um langfristige Konzepte, die auf Akzeptanz und Nachhaltigkeit angelegt sein müssen.
Herr Schwietert, stellen Sie sich vor, heute Nacht erschien Ihnen im Traum eine gute Fee, die Ihnen folgendes Angebot macht: Sie haben einen Wunsch frei für die Umsetzung eines Projektes aus dem Bereich ihrer politischen Tätigkeit. Es wird dann im Laufe der nächsten Monate Realität werden. Was würden Sie sich wünschen?
André Schwietert: Ich wünsche mir ein attraktives Hotel für meine Heimatstadt Steinfurt, gegebenenfalls auch am Schloss. Ein solches Hotel könnte für unsere Stadt zahlreiche Potenziale freisetzen. Doch, ein Hotel wäre super.
(Die Fragen stellte Dieter Chilla)