Interview mit dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Sebastian Buck

Herr Buck, Sie sind 2015 Mitglied der CDU geworden. Zu diesem Zeitpunkt waren Sie bereits im reifen Erwachsenenalter. Was hat Sie damals zum Beitritt bewogen?

Sebastian Buck: Ganz konkret war es eine bundespolitische Fragestellung vor dem Syrienkrieg, der Mut von Merkel, die Grenzen offen zu halten, hat mich beeindruckt. Darüber hinaus waren es schulische Defizite in unserer Kreisstadt, die mich auch hier vor Ort politisch aktiv werden ließen. Ich war immer schon ein konservativer Mensch, habe Latein und Theologie studiert. Insofern war die CDU eine politische Kraft, die für mich wichtig war und wichtig ist. Ich glaube, dass unsere Gesellschaft nur vor dem christlichen Hintergrund besteht. Das bedeutet auch, dass wir den Menschen etwas zutrauen können. Der Staat darf nicht zu paternalistisch auftreten. Die ersten politischen Ereignisse, die mich prägten, waren die Geschehnisse um die Wiedervereinigung, verbunden mit den damals aktiven Politikern. 

Sie sind seit dem 1. Dezember 2021 Vorsitzender der CDU-Fraktion im Steinfurter Rat. Was war für Sie die angenehmste Überraschung?  

Sebastian Buck: Ich habe immer wieder festgestellt, dass wir nicht nur eine zahlenmäßig starke Fraktion sind, sondern auch durch starke Inhalte überzeugen können.

Gab es auch unangenehme Überraschungen?

Sebastian Buck: Ja, hinsichtlich des Anforderungsprofils an mich als Vorsitzenden: Die Realität übertrifft alle Erwartungen bei weitem. Das gilt hinsichtlich der zeitlichen Anforderungen, denen ich mich stellen muss, aber gerne stelle. Dies gilt auch hinsichtlich der außerordentlichen Bandbreite an Themen.

 Wie reagiert Ihre Frau darauf? Was sagen Ihre drei Kinder?

Sebastian Buck: Meine Frau unterstützt mich in verständnisvoller Weise. Meine Kinder sind zwischen sieben und vierzehn Jahre alt. Sie können mich gewinnbringend beraten, wenn es um schulische Fragen geht, da ist deren Erfahrungswelt für mich hilfreich. Für mich ist es wichtig, dass wir die Mahlzeiten gemeinsam einnehmen. Familie steht für mich an erster Stelle. Familien sind für die Stärke unserer Gesellschaft unverzichtbar.

Sie üben als Lokalpolitiker zahlreiche Funktionen aus: Ratsmitglied, Ausschusssprecher und Fraktionsvorsitzender. Bleibt da noch Zeit für Ihren Beruf? Wie kriegen Sie all diese Termine unter einen Hut?

Sebastian Buck: Da ich als selbstständig tätiger Mensch einen Großteil meiner beruflichen Termine selbst terminieren kann, ist mit gutem Zeitmanagement die Vereinbarkeit von Beruf und Politik möglich.

Steinfurt trägt traditionell den Namen „Schulstadt Steinfurt“. Wird Steinfurt diesem Ruf heute noch gerecht?

Sebastian Buck: Allein die Tatsache, dass sich 20 Schulen und eine Fachhochschule in unserer Stadt befinden, belegt, dass wir diesen Ruf zu Recht tragen. Dennoch: Der Schulträger muss noch einiges tun, damit dies von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Die Familienfreundlichkeit einer Stadt fängt bei den Kitas und Schulen an. Schule wird immer mehr Lebensmittelpunkt von Kindern und Jugendlichen. Die Anforderungen an diese Einrichtungen sind enorm gestiegen. Dem müssen wir Rechnung tragen, und damit haben wir als CDU intensiv begonnen.

Es gibt in Deutschland Gruppierungen, die den Bau von Eigenheimen infrage stellen. Wie denken Sie darüber?

Sebastian Buck: Das Eigenheim hat jetzt und in Zukunft Existenzberechtigung. Man darf Menschen nicht vorschreiben, wie sie zu leben haben. Gleichzeitig müssen jedoch Anreize geschaffen werden, damit ökologischer gebaut wird. Es geht somit in erster Linie über Anreize, nicht über Vorschriften. Durch meine Tätigkeit als Sprecher im Bauausschuss bin ich mir natürlich darüber im Klaren, dass Klimawandel und Klimafolgen uns mittelfristig vor große Herausforderungen stellen werden: Umgang mit Starkregen, sterbendes Stadtgrün, Transformation zur Schwammstadt usw. Hier nutzen wir bereits das Expertenwissen der Fachhochschule. Ein gutes Beispiel ist die geplante Baumrigole an der Jüdischen Schule. Die Sorge der Bürger vor Starkregengüssen muss ernst genommen werden. Auf diesem Gebiet sind wir noch am Anfang, aber als CDU zukunftsweisend unterwegs.

Mobilität ist ein bedeutender Schwerpunkt im Ausschuss für Stadtentwicklung, Mobilität und digitale Infrastruktur. Welche Aufgaben in Bezug auf Mobilität sollten in dieser Wahlperiode noch zielführend bearbeitet werden? 

Sebastian Buck: Konkret geht es um den Ausbau des innerörtlichen Radwegenetzes, aber auch hinsichtlich der Anbindung der Radwege an unsere Nachbarorte. Wir haben die Verkehrswende zu gestalten. Bei allen Aktivitäten dürfen die Senioren nicht vergessen werden.

Inwiefern haben Sie als Lokalpolitiker mit Krisenmanagement zu tun?

Sebastian Buck: Ich halte es für elementar, dass wir angesichts der multiplen Krisensituationen der kommenden Jahre Strategien entwickeln, damit wir „vor die Lage“ kommen: Rohstoffkrise, Ukrainekrise, Energiekrise und ökologische Krise. Folgenden Krisenschwerpunkt gilt es bei uns vor Ort in Angriff zu nehmen: die angespannte Personalsituation im Rathaus. Deshalb haben wir als CDU der Verwaltungsspitze enge Zusammenarbeit angeboten und werden dies weiterhin tun, denn nur gemeinsam lassen sich Probleme lösen.

Stellen Sie sich vor: Ihnen erscheint heute Nacht im Schlaf eine gute Fee, die Ihnen folgendes Angebot macht: Sebastian, du hast einen Wunsch frei, der für den politischen Raum gilt. Überlege es dir gut, denn morgen wird sich die Wirklichkeit in diesem Bereich so verändert haben, wie du es dir wünscht.

Sebastian Buck: Wir haben viele Konzepte in den Schubladen. Ich wünsche mir, dass diese Konzepte möglichst bald Realität werden.

Vielen Dank für das Interview.

(Die Fragen stellte Dieter Chilla.)